Brunhilde Prelle

Wir stehen hier in der Wartenbergstr. 33 am Stolperstein, der an Brunhilde Prelle erinnert. Hier an diesem Ort befand sich ihre Wohnung, die sie ab 1941 als Versammlungsort für Widerstandsgruppen und als Quartier für Alfred Kowalke zur Verfügung stellte.

Doch wer war Brunhilde Prelle? Geboren wurde Brunhilde – auch Hilde genannt- in Landsberg an der Warthe. Als sie 3 Jahre alt war zog ihre Mutter mit ihr und ihrem Bruder nach Berlin. Hier wuchs sie im Arbeiterviertel Lichtenberg nicht weit entfernt vom Ostkreuz auf. Sie machte eine Ausbildung zur Näherin, heiratete mit 18 Jahren und wurde Mutter. Doch schon kurze Zeit später, mit Anfang 20, änderte sie ihr Leben – sie ließ sich scheiden, ihr Sohn blieb bei seinem Vater, und sie ging wieder in die Schule, besuchte Abendkurse und wurde Kontoristin und Telefonistin. Zusammen mit ihrem Bruder Hans Zoschke nahm sie am Arbeitersport teil und kannte viele Kommunist*innen, wie beispielsweise Werner Seelenbinder oder Robert Uhrig. Sie selbst war kein Mitglied der KPD, bekam die Verfolgung jedoch im engsten Freundeskreis zu spüren.

Als Teil der Widerstandgruppe um Robert Uhrig kopierte sie Flugblätter und Plakate in ihrer Firma in Neukölln oder transportierte Informationen zur Weitergabe. Diese Aufgaben waren sehr gefährlich und wurden häufig von Frauen geleistet. Zum Netzwerk der Uhrig-Gruppe gehörten bald Mitstreiter*innen in 90 Betrieben, die zu Sabotageaktion aufriefen und Zwangsarbeiter*innen unterstützen. Mit dem Überfall auf die Sowjetunion im Juni 1941 war diese Gruppe auch mit der bürgerlichen Widerstandsgruppe „Rote Kapelle“ verbunden. Im selben Jahr wurde die Uhrig-Gruppe durch einen eingeschleusten Gestapo-Spitzel verraten. Brunhilde versuchte dem Widerstandkämpfer Alfred Kowalke zur Flucht zu verhelfen.

Schließlich wurde sie wie etwa 200 weitere Widerstandskämpfer*innen der Gruppe wegen Hochverrats verhaftet. Im April 1942 – nach 10 Wochen langem Gestapo-Verhör – wurde sie ins KZ Ravensbrück eingeliefert und musste dort Zwangsarbeit als Näherin leisten. Mitgefangene berichten, dass sie sich selbst KZ solidarisch und menschlich verhielt. Nachdem sie 1944 für kurze Zeit entlassen wurde, um sie ohne ihr Wissen als Lockvogel zu benutzen, wurde sie wieder verhaftet und saß bis zum 5. Mai 1944 im Gefängnis an ihrem Geburtsort Landsberg an der Warthe. Sie wurde im Gerichtsprozess aus Mangel an Beweisen freigesprochen nachdem ihr Bruder Hans Zoschke und Alfred Kowalke sie entlastet hatten. Die beiden, so wie viele von Brunhildes Genoss*innen wurden hingerichtet. Sie selbst überlebte die NS-Diktatur gesundheitlich stark geschwächt.
In der DDR wurde Brunhilde Prelle als „Kämpferin gegen den Faschismus“ ausgezeichnet. Sie heiratete Georg Starck – einen Genossen aus dem Widerstand. Ihre Todesanzeige am 16. Dezember 1984 wurde von ihrer Nichte aufgesetzt – Hinweise auf andere Hinterbliebene oder Angehörige gibt es nicht. Vermutlich war Brunhilde am Ende ihres Lebens sehr einsam. Umso wichtiger ist es, dass wir hier heute zusammen stehen und uns an ihre Geschichte erinnern. Brunhilde Prelle war eine sehr mutige Frau – lasst uns ihr gemeinsam gedenken! Lasst uns ihren Namen nicht vergessen!