Anna Sievert

Wir sind hier jetzt an dem Punkt angekommen, an dem damals das Lokal Sievert stand, welches von Anna Sievert geführt wurde. Anna Sievert wohnte in der Schillerstraße 15 in Lichtenberg, bis 1936 betrieb sie das Lokal. Ihre Kneipe galt als wichtiger Ort für Vernetzung und Informationsaustausch.

Nach der Zerschlagung der linken Organisationen im Jahr 1933 und der Verschleppung prominenter sozialdemokratischer Funktionäre wurden auch illegale, konspirative Gruppen der SPD gebildet.
Im Frühjahr 1934 wurde der Gestapo durch Spitzel mitgeteilt, dass sich hier Donnerstagvormittags alle 14 Tage ehemalige Mitglieder der SPD zu Besprechungen trafen. Im Laufe des gleichen Jahres wurde zudem bekannt, dass auch illegales Material, welches verteilt wurde, in dem Lokal lagerte. Bei einer Durchsuchung am 7. März 1935 wurden unter dem Schanktisch 700 Exemplare der Untergrundschrift „Sozialistische Aktion“ gefunden. Die Untergrundarbeit, die von der Gruppe ausging, wurde in dem darauffolgenden Jahr aufgedeckt und beinhaltete Verbreitung antinazistischer Druckschriften, Sammlungen für die Familien Inhaftierter, Bewahrung des Zuammenhalts gesinnungstreuer Parteifreund*innen, Fluchthilfe für Bedrohte und Kontaktaufnahme zu gleichgesinnten im In- und Ausland.

Anna Sievert wurde am 4. Februar 1936 zusammen mit anderen Sozialdemokrat*innen angeklagt und in ihrem Fall zu 10 Monaten Gefängnis verurteilt. Zudem wurde ihr die Gaststätte entzogen. So glimpflich sich das Urteil für die Lichtenberger Wirtin auch anhören mag, darf nicht vergessen werden, dass sie nach Absitzen ihrer Haftzeit völlig mittellos dastand. Über den weiteren Lebensweg von Anna Sievert ist uns leider bislang nichts weiteres bekannt.